Die Lange Nacht der Kirchen 2022 ist nun Geschichte! Auch in diesem Jahr haben sich zahlreiche Pfarreien in Österreich, Tschechien, der Schweiz und in Südtirol an dieser länderübergreifenden Aktion beteiligt und mit einem abwechslungsreichen und vielschichtigen Programm Alt und Jung eingeladen, Kirche in ihren vielschichtigen Facetten zu erleben.
Die Idee zu einer Nacht, in der die Kirche mit besonderen Angeboten auf Menschen zugehen und sie ansprechen will, hat inzwischen Tradition: seit 2005 in Österreich zwischen Mai und Juni durchgeführt, sind 2014 einige Jugenddienste in Südtirol eine Kooperation mit der österreichischen Organisation eingegangen und haben die Basis dafür gelegt, dass sich diese Initiative schrittweise auf das ganze Land ausbreiten konnte.
„Die Lange Nacht der Kirchen ruft allen zu: Kommt und seht! Kommt und tretet ein! Kommt und nehmt teil! Kommt und lasst euch beschenken“, mit dieser Einladung hat Bischof Ivo Muser 2022 nach der pandemiebedingten Unterbrechung die Pfarreien der Diözese zur Teilnahme an der Langen Nacht der Kirchen eingeladen. Und über 70 Kirchen, Klöster und Kapellen sind dieser Einladung gefolgt, darunter – erstmals – auch die Pfarrei Jenesien.
In der Programmauswahl und -gestaltung war es dem Pfarrgemeinderat ein Anliegen, so dessen Vorsitzende Ursula Veit Thurner, „ein vielfältiges, nicht allzu umfangreiches Programm auszuarbeiten und dabei Themen und Angebote so zu wählen, dass sie möglichst viele Menschen ansprechen.“ Bespielt wurde aus dieser Überlegung heraus nur die Pfarrkirche Jenesien, das Zeitfenster der Angebote bewusst klein gehalten und von Parallelveranstaltungen weitgehend abgesehen. „Es würde uns sehr freuen“, so Pfarradministrator P. Urban Stillhard, „wenn das Programm in Jenesien gut angenommen würde, und es auch am ganzen Tschögglberg Anklang finden könnte.“ Und unter diesen Vorzeichen konnte es dann auch losgehen!
Jung und Alt haben sich ab 17 Uhr an heurigen 10. Juni in Jenesien auf die Begegnung mit Kirche und Glaube eingelassen: vor allem Jung im Widum bei der „FamilienErlebnisZeit hinter Widummauern“, wo das FaGo-Team mit allerhand Sing-, Spiel- und Kreativangeboten überraschte. Nicht mehr nur ganz Junge sind der Einladung des heiligen Genesius zu sich nach Hause gefolgt, wo ihm der Kenner der Jenesier Kirchengeschichte Reinhard Vigl seine Stimme lieh und die Augen auf die kunstgeschichtliche Vielfalt die Pfarrkirche lenkte.
Über 80 Interessierte fanden sich ein, um dem Himmel ein bisschen näher zu rücken, als mit Fabian, Leonhard und Lukas Plattner der Kirchturm bestiegen, dabei Interessantes zum Turm und dessen historischer Uhr erfahren und dann ein völlig neuer Blick aus luftiger Höhe auf Jenesien geworfen werden konnte.
Nicht minder Anklang, und dies im wahrsten Sinn des Wortes, fand die Möglichkeit, die restaurierte und neu intonierte Orgel aus der Nähe zu besichtigen und sich unter der herausfordernden Überlegung „Zu groß, zu laut, zu Kirche: Was ist toll an der Orgel?“ von Organisten Klaus Reiterer in das komplexe musikalische Wunderwerk aus Pfeifen und Tasten einführen zu lassen. Gebet, Andacht, Einkehr und Ruhe bestimmten die Atmosphäre in der Eucharistischen Anbetung, die von Eleonora Sabatino begleitet und von Barbara Widmann musikalisch untermauert wurde. Von Stille war hingegen keine Spur, als es hieß, den Blick auf Bekanntes und Vertrautes rund um die Kirche zu werfen und an einem Quiz teilzunehmen, das vom Paterwaldele über den Kirchplatz bis zum „Bill“ und zum Kreuz am Haflingerhof führte. Sachpreise, von örtlichen und überörtlichen Betrieben großzügig zur Verfügung gestellt, belohnten Fach- und Ortskenntnis. Als krönender Abschluss kann wohl das Konzert „Nachtklänge“ bezeichnet werden, in welchem das Bozner Hornensemble und Klaus Reiterer und P.Urban Stillhard auf der Orgel einen ausgewählten Einblick in das reiche kirchenmusikalische Repertoire gewährten, und das von Rudi Gamper auf die, wie immer, gekonnte Art und Weise moderiert wurde.
Als die Kirchenglocken gegen 22 Uhr den Ausklang der Langen Nacht der Kirchen 2022 begleiteten, dürfte das Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben, die Anwesenden erfüllt haben.
Nicht eingebunden als aktive Stätten waren diesmal die drei weiteren Kirchen im Pfarrgemeindegebiet, St. Valentin in Nobls, St. Martin in Glaning und Kosmas und Damian über Siebeneich. Das ist aber vielleicht eine weitere Geschichte. Die Lange Nacht der Kirchen wird wohl neue Auflagen erleben.
Text: Renate Parteli
Fotos: Pfarrei Jenesien / Monika und August Thurner