So wie Gott jeden Menschen einzigartig und einmalig erschaffen hat, so einmalig ist auch das Leben eines Menschen, wenn es zu Ende ist.
Entscheidend für das menschliche Leben ist und bleibt, was jeder mit den Gnadengaben u. Talenten gemacht und wie er sein Leben ausgestattet hat.
Schauen wir noch einmal in das Leben vom allseits bekannten Willele Sepp hinein und versuchen eine Antwort zu finden, was er mit den Gnadengaben und Talenten gemacht hat, die Gott ihm geschenkt hat. Und auch darauf, was er uns als Botschaft seines Lebens hinterlassen hat.
Da zeichnen sich drei große Lebensbereiche ab:
Diese Bereiche gehören untrennbar zur Persönlichkeit und zum Leben von Sepp.
Sein berufliches Leben: der junge Sepp geht in die Lehre zum Reiderschuster in Jenesien, um das Schusterhandwerk zu lernen. Getreu dem Grundsatz, dass das Handwerk einen goldenen Boden hat, lernt er die Grundzüge des Schuhmacherhandwerks um damit sein Lebensbrot zu verdienen. Natürlich ist es ihm klar, dass er sich weiterbilden muss und er geht dann nach Innichen um sich dort fachlich zu vervollkommnen und Neues dazuzulernen. In Jenesien beginnt er dann nach dieser Ausbildungszeit sein Handwerk, geht sogar noch als Wanderschuhmacher auf die Stör. Doch merkt er schon früh, dass das Handwerk in dieser Form keine sichere Zukunft mehr hat. Die wirtschaftlich blühenden 60er Jahre zeichnen eine neue Richtung auf. Der industriemäßig gefertigte günstige Schuh, schafft eine Konkurrenz, die er mit seinem Schusterhandwerk nicht bedienen kann. Die Aufträge gehen daher zurück und auch wenn er in seinem eigenen Geschäft in Jenesien Arbeiten annehmen und Schuhe verkaufen kann, muss er sich nach einem neuen Standbein umsehen. Zusammen mit Max Burger eröffnet er in Bozen ein Geschäft und macht 1972 die 2. Meisterprüfung im orthopädischen Schuhwerk. Diese Qualitätsarbeit ist maßgeschneidert und kann mit Industrie nicht ersetzt werden. Er schafft sich mit dieser Nische eine sichere, gute u. zuverlässige Einnahmequelle somal er mit dieser Arbeit sein qualitätsvolles Handwerk neu einbinden kann. Dankbar ist er auch, dass sein Sohn Markus sich in diese Branche einarbeitet. Zeitgerecht hat er ihm den Betrieb übergeben der nun mittlerweile schon in der 3. Generation geführt wird. Innovativ klug überlegt und mit einem guten Instinkt für den richtigen Weg hat er all diese Entscheidungen getroffen. Diese Gespür für das Neue, Zukunftweisende verbunden auch mit einer Neugier und einem Wissensdrang sind die Züge unseres Willele Sepp und wir finden diese auch in anderen Lebensbereichen
Seine Familie und seine Herkunft: Geboren wird Josef Gamper im Jahre 1932 auf dem Willele Hof und ist dann für die Tschögglberger überall nur mehr der Willele Sepp. Er ist der zweitälteste und wächst mit 8 Geschwistern auf. Und lernt in dieser großen Familie auch das soziale Verhalten. Er spürt dass man im Leben, wenn man etwas erreichen will, zusammenhalten muss und dass gemeinsam vieles leichter und besser geht. In der Großfamilie lernt man Verantwortung zu übernehmen und sich einzubinden. Er spürt auch, dass es immer welche braucht, die vorangehen und denen man mit Vertrauen folgen kann. Menschen die in Beruf und Öffentlichkeit große Verantwortung tragen und ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen haben brauchen Quellen und Nischen in denen sie hierfür Kraft und Energie tanken und auch wissen wofür sie einen solchen Einsatz bringen. Seine Familie gründet er 1962 mit Maria Thurner vom Heiglhof. Drei Kinder werden ihnen geschenkt: Bernhard, Markus und Birgit. Mit seiner Frau geleitet er die Kinder in ein gutes Leben und freut sich darüber, dass auch sie Familien gründen und so das Leben weiter geht.
Seine Vorliebe für Neues und Innovatives zeigte sich auch in der Familie war er doch einer der ersten die ein Telefonanschluss im Dorf hatten. Damit mussten viele Nachrichten weitergeleitet werden und die Dorfbewohner kamen zum Willele Sepp um zu telefonieren. Sehr früh hat er zusammen mit dem Schneider Luis ein Auto gekauft. Den ersten Farbfernsehr den der Willele Sepp für seine Familie anschaffte zeigt seine Begeisterung für technische Apparate. Früh begann er schon zu fotografieren und zu filmen. Er war auch Mitglied des Filmclubs und hat noch weit nach dem 75. Geburtstag sich in die Welt der Computer eingearbeitet um die neuen digitalen Möglichkeiten der Vertonung und des Filmeschneidens zu lernen. Vor allem kirchliche aber auch weltliche Ereignisse früherer Jahrzehnte hat er mit Fotoapparat und Filmkamera festgehalten und heute sind seine Aufnahmen wertvolle Zeugnisse vergangener Zeiten durch die verschüttetes Wissen wieder in Erinnerung gerufen werden kann. Stehen bleiben gab es für ihn nicht. Seine Beschäftigung mit heutigen technischen Geräten empfand er als Herausforderung und zugleich auch als stetige Weiterbildung. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit noch im hohen Alter das neuste iPhone zu besitzen und sich mit diesen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Ein großer Einschnitt in seinem Leben war der Tod seiner Frau Maria die er in ihrer Krankheit gepflegt hat. Ganz selbstverständlich hat er nach ihrem Tod ihre Aufgaben übernommen. Und wie er es gewohnt war, hat er auch in diesem Aufgabenbereich hohe Anforderungen an sich selbst. Das Schmücken des Eigenheimes mit Geranien war ihm ein Auftrag dem er seiner Frau Maria verpflichtet war. Auch andere interne Aufgaben übernahm er mit großer Verantwortung. Wichtig war ihm die Familie und Verwandtschaft mit der er gerne entspannte und regelmäßige Kontakte pflegte. Die familiären Feste waren für ihn Zeichen einer guten und lebendigen Gemeinschaft zu der er selbst auch sehr viel beigetragen hat.
Das Engagement für die Allgemeinheit: Der Willele Sepp hatte ein offenes Ohr ein rührendes Herz und helfende Hände. Sein Wissen und seine Begabung setzte er gerne für andere ein. Darum war es ihm eine Selbstverständlichkeit sich in der Gemeinde zu engagieren und beim Gemeinderat mitzuarbeiten. Hier hatte er die Möglichkeit viel zu bewegen und zu initiieren. Besonders aktiv war er in der Ortsgruppe des KVW die er 1955 mit aufgebaut hat und ihren Vorsitz geführt hat. Er hat über diese Organisation seine Landsleute gerne unterstützt wenn es darum ging Rentenanträge zu stellen oder sonst eine Hilfestellung gefragt war. Diese seine Unterstützung verbunden mit einem profunden Fachwissen wurde auch von der Bevölkerung gerne angenommen. In vielen Vereinen war der Willele Sepp aktiv. Der Alpenverein mit seinen Zielen war ihm aber ein besonderes Anliegen. Liebte er doch unsere einmalige und unverwechselbare Südtiroler Bergwelt. Da er Gründungsmitglied der Ortsgruppe von Jenesien war, lag ihm diese Institution besonders am Herzen und mit persönlichem Engagement brachte er den Interessierten die Schönheit unserer Alpenwelt nahe. In seiner Pension hatte er eine Wandergruppe mit dem Namen „Wandern mit Sepp“ gegründet. Hier konnte man sich unkompliziert seinen Wandervorschlägen anschließen und waren zuerst meist größere und längere Wandertouren in ganz Südtirol vorgesehen so zog er in späteren Jahren kleinere leichter zu bewältigende Ziele in der näheren Heimat vor. Nicht zu vergessen sei sein Theaterspielen das er auch während seiner Ausbildungszeit in Innichen vertiefte und dann in der Heimatbühne Jenesien besonders pflegte. Es wird ihm bei all den vielen Verpflichtungen die er auf sich genommen hat eine besondere Zerstreuung gewesen sein in andere Lebensrollen zu schlüpfen und diese engagiert wie es seine Art war darzustellen. In den letzten Jahren ist es ein wenig ruhiger geworden um ihn. Als geselliger Mensch drehte er zwar regelmäßig Routen im Dorf und war ein absolut passionierter Watter. Wie man beim Watten mit dem Blatt das einem in die Hand gegeben wird das beste machen muss so hat der Willele Sepp versucht aus seinem Lebensblatt immer das optimale herauszuholen. Auch im Alter erfreute er sich guter Gesundheit, konnte immer noch autonom wirtschaften und man traute dem Willele Sepp noch einige Jahre zu. Vor allem wollte man mit ihm im Oktober seinen 90. Geburtstag feiern. Doch ein unglücklicher Sturz zu Hause hat seinem Leben ein apruptes Ende gesetzt. Eine Unachtsamkeit mag es gewesen sein, die zu dem folgenschweren Sturz geführt hat. Als man ihn fand konnte man ihm leider nicht mehr helfen sondern musste den bereits eingetretenen Tod feststellen.
Sepp sind von Gott viele Talente anvertraut worden. Er hat mit ihnen gewirtschaftet und er konnte im Angesicht seines Todes in dem Moment in dem er Gott begegnet ist Rechenschaft darüber ablegen. Der Herr wird ihn sicher als einen tüchtigen und treuen Diener, als einen treuen Verwalter aufnehmen und ihn an der Freude des Himmels teilnehmen lassen. Mit seinem guten Herzen und mit der Nächstenliebe die er in seinem Leben geübt hat, hat er über das Weitsichtbare hinübergeblickt und sich dem Blick für das Unsichtbare zugewandt. So wird Gott ihn für all das was er in seinen Leben und in das Leben anderer investiert hat entlohnen.
Wir verabschieden uns von ihm mit einem aufrichtigen und großen Vergelt’s Gott für alles, was er hier guten Getan hat.
Der Herr schenke ihm die ewige Ruhe. Auf ein Wiedersehen und gute Reise!
Text und Fotos: Fam. Gamper